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  • Andrea Fürstaller

Armbänder aus Brennnessel und Topfuntersetzer aus Baumbast


Ungefähre Lesezeit: 4 Minuten

Dass ich irgendwann mal im Garten sitze und die „Haut“ vom Stängel einer Brennessel schäle oder Baumbaststreifen drehe, dass hätt' ich eigentlich nie gedacht. Aber ich hab's gemacht und das Ergebnis find ich, kann sich sehen lassen.

Inspiriert dazu, diese besonderen Fasern zu verarbeiten, hat mich der Vortrag von Katharina Grömer. Sie sprach beim Lehrgang 100% kon-textil in Bucheben über die "Anfänge der Textilgeschichte - Textiltechnik und Kleidung in der Steinzeit". Bei dem bereits im vorigen Blogbeitrag kurz erwähnten Anschauungsmaterial hat mich besonders der Bast fasziniert und ich hab mir gedacht: „Die Faser hat was, da werde ich mal aktiv werden ...“

Zwei Tage später machte ich mich morgens auf in den Wald – Baumbast ernten. Nur: Wie ernte ich ihn und wo? Und überhaupt: Welcher Baum eignet sich da? Naja, dachte ich, nehm’ ich halt, was da ist. Zum Glück hat mein Vater einige Wochen zuvor ein paar Fichten gefällt, die noch im Wald lagerten. Die mussten jetzt herhalten. Nach dem ich mit dem alten „Schepser“ vom Opa die Rinde entfernt hatte, kam darunter der herrlich weiße, dicke, leicht klebrige Fichtenbast zum Vorschein. Vorsichtig abgelöst, in den Kofferraum gepackt und zurück zum Hof. Damit der Bast nicht austrocknet, hab ich ihn in unseren Brunnen gelegt. Und dann ging’s erstmal raus aufs Feld zum heuen ...

Und vor lauter Dieses und Jenes noch machen zu wollen und erledigen zu müssen lag der Bast dann da im Brunnen. Zwei Wochen lang. Dann fiel er mir wieder ein. Ich war recht überrascht, dass der Bast mittlerweile eine wunderschöne, kastanienbraune Farbe angenommen hatte. Ob der sich jetzt noch verarbeiten lässt? Naja, probieren geht über studieren ... Raus aus dem Brunnen mit dem Bast, mit einem Tuch abgetrocknet und in dünne Streifen geschnitten.

Mein Baumbast hat allerdings mit dem bekannten Bast aus dem Bastelgeschäft überhaupt nichts gemein. Fichtenbast ist rund 3 mm dick und eignet sich darum nicht für feine Flechtwerke. Also hab ich überlegt, was mit meinem Material stattdessen möglich ist, da es ja recht grob ist. Ob überhaupt etwas möglich ist...?

Mit der Technik, die mir Frau Grömer kurz erklärt hatte – drehen, drüberlegen, drehen, drüberlegen – entstand das erste Stückchen Baumbastschnur. Da das hervorragend funktionierte, machte ich mich gleich daran, eine kleine Fläche zu zwirbeln und dabei entstand die Idee, doch einen Topfuntersetzer zu machen. Dafür eignet sich mein Bast bestens. Nach etwa einer halben Stunde hatte ich schließlich mein fertiges Baumbastgeflecht in der Hand. Weil ich meine Flechtwerkstatt auf die Kaffeepause während des Heuens gelegt hatte, staunten Familie und Verwandte, die uns immer so fleißig helfen, nicht schlecht, was da entstand ...

Das Ganze zum Trocknen auf ein Brett gespannt und am nächsten Tag war er einsatzbereit: Mein erster, selbstgemachter Topfuntersetzer, der wunderbar gut nach Wald duftet! Ganz ohne Kleber, Nägel, Bänder oder sonstige Hilfsmittel. Einfach nur Fichtenbast.

Brennnessel war bei uns in der Kontexterei auch schon mal ein Thema und so dachte ich, wenn das mit dem Baumbast schon so gut funktioniert, dann werden jetzt die schönen Brennnesseln hinter der Holzhütte verarbeitet. Zuerst werden die Blätter vom Stängel entfernt – einfach gegen die Wuchsrichtung abziehen. Wer etwas empfindlich ist, sollte hierbei unbedingt Handschuhe tragen, denn natürlich gibt’s da sonst Verbrennungen durch die Nesseln. Und ansonsten soll's ja gesund sein, so ein bisserl „brennnesseln“, hat meine Oma immer gesagt. (Mit den Blättern hab ich übrigens Brennnesseljauche angesetzt – ein gutes Mittel gegen Läuse im Garten und ein reichhaltiger Dünger.)

Den Stängel hab' ich mit einem Messer in der Mitte halbiert. So lässt sich der verholzte Teil im Inneren vom Mantel gut lösen. Mit den so gewonnenen Fasern konnte ich gleich wieder loszwirbeln. Die fertigen Schnüre hab ich zum Trocknen mit Wäscheklammern fixiert, damit sie sich nicht wieder aufdrehen. Mit ein paar Knoten und ein bisserl vor- und zurückflechten konnte ich auch hier ganz ohne zusätzliche Bänder oder Kleber die Schnüre abschließen.

Am nächsten Tag waren dann die Armbänder fertig. Mit seinen unterschiedlichen Grüntönen sehen sie übrigens wirklich lässig aus und sogar meine Schwester, die meinen Sinn für Schmuck aus der Natur nicht wirklich teilt, konnte ich für das Band begeistern. Mittlerweile hat mein Armband den 10-tägigen Härtetest bestanden: schwitzen, duschen, schlafen, – die Faser ist wirklich robust und hält zurzeit noch all den Bauernhofarbeiten Stand. Ich bin begeistert! Und wenn es doch mal reißen sollte, wächst ja vor der Haustür schon das nächste Armband ...

Und so geht’s - in der Bildergalerie zum Durchblättern:

Viel Spaß beim selber probieren!

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